Spaziergang über den Historischen Friedhof in Weimar
Datum + Uhrzeit: 14/06/2021, 19:00
Ort: Aula der Volkshochschule Altenburg
+++ Diese Veranstaltung muss leider entfallen und wird im Jahresprogramm 2022 nachgeholt. +++
Vortrag mit Bildern zu bekannten und unbekannten Grabstätten auf dem historischen Friedhof in Weimar
Referent: Karl Koch, Vorsitzender des Literaturlandschaften e. V., Nordhorn
Seit zwei Jahrhunderten zieht der Historische Friedhof in Weimar die Besucher der Klassikerstadt an. Obwohl ursprünglich am sogenannten „Poseckschen Garten“ in einigem Abstand zur Innenstadt gelegen, findet fast jeder Weimar-Besucher den Weg zu Deutschlands wohl bekanntestem Friedhof. Dafür sorgt nicht nur der Anziehungspunkt der sogenannten „Fürstengruft“ mit den Särgen der beiden bekanntesten Weimarer Goethe und Schiller, sondern ebenso „das ganze Ballett, das um ihn tanzte“, wie der Schriftsteller Horst Krüger die Totenversammlung um den Weimarer Dichterfürsten Goethe auf dem Historischen Friedhof liebevoll-spöttisch genannt hat, unter ihnen die nach wie vor geheimnisvolle Goethe-Vertraute Charlotte von Stein, Goethes Mitarbeiter und Gesellschafter Friedrich Wilhelm Riemer, Johann Peter Eckermann oder Johann Heinrich Meyer. In seinem Vortrag deckt Karl Koch noch viele weitere „Weltgeschichten unter Grabsteinen“ auf, die der Historische Friedhof in Weimar versammelt hat. So etwa im Schatten des monumentalen Grabmals der Charlotte von Stein die wenig bekannte Erinnerungsplakette an deren Schwägerin Sophie von Schardt, deren politische Klugheit in jener aufgeheizten napoleonischen Zeit, ihrer Zeit weit voraus warnte: „Denn die Intoleranz der aufgeregten Gemüter, bey manchen mit Unverstand verbunden, verdirbt die gesellschaftlichen Verhältnisse, mehr als je …“
Franz Kafka war es, der im Juni 1912 bei seinem Gang über den Historischen Friedhof als einzige Notiz in seinem Tagebuch den Satz der Frau des Waisenhausgründers Johann Daniel Falk festhielt: „Während Gott ihr sieben der eignen Kinder nahm, wurde sie fremden Kindern eine Mutter.“ Auch ihr Grabmal mit dem markanten Satz ist erhalten, jedoch leicht zu übersehen neben dem auffälligen Monument für ihren Mann, das mit dem bekannten Gedicht „Unter diesen grünen Linden …“ alle Besucher in den Bann zieht.
Nicht zu vergessen sind auch jene jüngeren Gräber, die sich in den letzten Jahrzehnten auf dem Historischen Friedhof eingefunden haben. So das der Schriftstellerin Jutta Hecker, die das Bild des klassischen Weimar mit ihren biographischen Romanen maßgeblich mitgeprägt hat. Und nicht zuletzt führt der Besuch auch zur Grabstätte des unvergessenen langjährigen Präsidenten der Internationalen Goethe-Gesellschaft Karl-Heinz Hahn.
Karl Koch, geboren in Nordhorn, wurde bereits als Student der Wirtschaftswissenschaften und der Ev. Theologie 1973 Mitglied der Goethe-Gesellschaft in Weimar. Nach journalistischer Tätigkeit (u. a. als freier Mitarbeiter der Wochenzeitung DIE ZEIT) und dem Erwerb der Lehrbefähigung für das Fach Deutsch trat er in den Höheren Schuldienst des Landes Niedersachsen ein und machte so als Studienrat und später als Studiendirektor mit landesweiter Aufgabe u. a. hunderte von Schülerinnen und Schülern mit dem klassischen Weimarer Erbe vertraut. Aus seinen regelmäßigen Besuchen der UNESCO-Welterbe-Stadt an der Ilm entstanden Veröffentlichungen wie Ach Weimar, geliebtes Weimar – Literarische, musikalische und theologische Spaziergänge durch die Klassikerstadt (2006) und Wie im Morgenglanze – Weimarer Morgenspaziergänge (2009). Karl Koch gehört zu den Gründungs- und Vorstandsmitgliedern des bundesweit tätigen Vereins Literaturlandschaften e. V., der sich seit 1992 um Erfassung, Pflege und Erhalt von Literaturstätten und -landschaften in Deutschland bemüht (Jahrestagung 2019 in Altenburg, siehe www.literaturlandschaften-verein.de).
Eintritt
Mitglieder der Goethe Gesellschaft Altenburg haben freien Eintritt.
Nichtmitglieder zahlen 6,- Euro.